Initiative für
Wissenschaftliche Medizin

27.4.2015 E-Mail von Dr. Much an Dr. Wechselberger

Antwort auf die vorherige Mail

Sehr geehrter Herr Kollege,

 

Danke für Ihre Antwort. Ich werde auf Ihre Argumentation noch ausführlich antworten.

Heute nur in aller Kürze: 

1. Bei unserem Gespräch habe ich einleitend auf populäre, aber irreführende Begriffe – wie etwa „ Schulmedizin“ oder „Alternativmedizin“ – aufmerksam gemacht. Wenn ich die physikalische Therapie als unterstützende Therapie (komplementär heisst nun mal unterstützend) bezeichne und gleichzeitig sage, dass sie Teil der seriösen, etablierten Medizin ist, dann ist so eine Aussage absolut keine Herabsetzung dieser wichtigen Behandlungsmethode, die man keinesfalls in einen Topf mit der Scheinmedizin werfen darf.

2. Die Integration zwischen Wissenschaft und Erfahrung ist wichtig. Doch ich glaube, dass wir als Ärzte die Wissenschaft vor die Erfahrung (die ja subjektiv ist) stellen müssen.

Methoden, die längst widerlegt und z. T. für Patienten gefährlich sind (wie Kinesiologie) dürfen und müssen sehr wohl als scheinwissenschaftlich bezeichnet werden.

3. Wir fordern nicht ein Verbot der Ausübung von Homöopathie und Co. durch Ärzte. Was wir verlangen ist, dass die Ärztekammern derartige scheinmedizinische Verfahren nicht durch Kurse noch aufwerten soll. Wer so eine „Medizin“ ausüben will, der hat genügend Möglichkeiten das ausserhalb der Kammern zu erlernen. Damit ändert sich ja nichts an der Praxis, dass derartige Methoden in der Hand von Ärzten verbleiben.

4. Sie sagen, dass 15% der Ärzteschaft derartige Diagnose- und Therapiemethoden anwendet. Doch sie sollten sich fragen, weswegen 85% der Kollegen das nicht tun!

Kritik an scheinmedizinischen Verfahren, die z. T. klar widerlegt und oftmals gefährlich sind als „anmaßend und intolerant" zu bezeichnen ist mehr als problematisch. Die Fortschritte der Medizin sind und waren nur möglich, weil die seriöse Wissenschaft – im Gegensatz zur Scheinwissenschaft bis hin zur Astrologie – immer Kritik akzeptiert hat.

5. Die ÖÄK beklagt zu Recht die grosse Impfskepsis in Österreich. Dabei ist Ihnen doch bewusst, dass fast alle Impfgegner aus den Reihen der Anthroposophen und Homöopathen kommen. Gibt Ihnen das nicht zu denken?

 

Mit freundlichen Grüssen

 

Theodor Much