Mit beiden Beinen fest in der Luft - Österreichische Tierärztekammer fördert und fordert Pseudomedizin
Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass in der Veterinärmedizin die Unterstützung der Pseudomedizin durch die Österreichische Tierärztekammer wesentlich ausgeprägter sei als in der Humanmedizin.
Um uns davon einen Eindruck zu machen, durchforsteten wir das „Vetjournal“ der Österreichischen Tierärztekammer zwischen den Ausgaben 2018_01 und 2020_06 nach einschlägig pseudomedizinischem Inhalt und suchten nach speziellen pseudomedizinischen Angeboten in der Veterinärmedizin. Vorausschickend sei gesagt, dass Vieles des medizinisch-wissenschaftlichen Inhalts des Vetjournals auch für Humanmediziner höchst interessant ist. Man liest über Erreger und Krankheitsbilder, von denen man noch nie etwas gehört hat und bekommt einen Eindruck über die Vielseitigkeit der Veterinärmedizin. Während aber in den Zeitschriften der Humanmedizinärztekammern pseudomedizinische Artikel höchst seltene Ausreißer sind und die Förderung der Human-Pseudomedizin vor allem durch die Arztakademie in Form von Pseudomedizindiplomen erfolgt, erscheinen im „Vetjournal“ regelmäßig Artikel, in denen pseudomedizinische Verfahren propagiert werden. Auch hat die Tierärztekammer einen Forderungskatalog publiziert, in dem sie sich offen für die Unterstützung von Pseudomedizin in der Tierheilkunde ausspricht.
Wir fanden tatsächlich regelmäßig in der Kammerzeitschrift Artikel (keine bezahlten Werbeeinschaltungen), in denen Pseudomedizin beworben wurde.
Die Pseudomedizinpublikationen im Vetjournal drehen sich um diese Themen.
- Fallbeispiele, Anekdoten, „Gschichtldrucken“, woraus weitreichende Schlüsse gezogen werden.
- Homöopathika gegen bakterielle Antibiotikaresistenzen, angeblich von der EU gefordert.
- Die Modebegriffe „Ganzheitliche“ und „Integrative“ Medizin“
- Propagieren von Pseudomedizinmethoden, auch z.B. gemeinsam mit Humanhomöopathen.
- Homöopathie gegen Krebserkrankungen bei Tieren.
Der Humor soll bei diesem Thema natürlich auch nicht zu kurz kommen: als ein „sehr besonderes“ pseudomedizinisches Angebot fanden wir Chakrenausgleich beim Pferd – Intensivworkshop. Die Kursleiterin Dr. Andrea Wüstenhagen ist 2. Vizepräsidentin der Tierärztekammer.
Fazit: In der Veterinärmedizin ist offensichtlich die Hemmschwelle sehr niedrig, den Tierbesitzern pseudomedizinische Verfahren anzubieten. Die Scheinmedizin wird von der Österreichischen Tierärztekammer voll befürwortet und unterstützt, obwohl die Veterinärmedizinische Universität Wien Pseudomedizin nicht mehr im Curriculum hat. Die Tierärztekammer beschwört „Alternative Fakten“ der Medizin, wehrt den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand ab und droht Kritikern unter den TierärztInnen, die die Pseudomedizin offen ablehnen, Disziplinarverfahren an.
In Deutschland regt sich hingegen schon Widerstand von Tierärzten gegen die Werbung für Pseudomedizin im Deutschen Tierärzteblatt
Publikation zur Evidenz in der Tierhomöopathie in der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift
https://www.vetline.de/betrachtungen-zur-evidenz-in-der-veterinaerhomoeopathie
Diskussion "Globuli für Waldi" mit der Tierärztin Stefanie Handl
https://www.youtube.com/watch?v=IhbX69NDwsw
Pseudomedizinlinks:
https://www.oegvh.at/positionspapier-der-oetk/ auf der Website der Veterinärhomöopathen mit einschlägigen Werbungen.
Stellungnahme der Tierärztekammer Integrativmedizin Folder
Positionen der Fachgruppe Integrativmedizin
Websites über rationale Tiermedizin:
http://www.rationalvetmed.org/
Das INH über Homöopathie in der Veterinärmedizin
https://netzwerk-homoeopathie.info/veterinaermedizin-neue-domaene-der-homoeopathie/