Transskript aus dem Morgenjournal OE1 vom 7.1.2022:
OE1: Viel Kritik gibt es derzeit an einem Lehrgang der FH Campus Wien. An der größten Fachhochschule Österreichs wird der Lehrgang „Ganzheitliche Therapie und Salutogenese“ angeboten. Er richtet sich an ausgebildetes Gesundheitspersonal und beinhaltet Fächer wie Aromatherapie, tibetische Medizin oder Ayurveda. Das habe mit Wissenschaft, Englisch „Science“, nichts zu tun, kritisiert etwa die Hochschülerinnenschaft.
Jürgen Pettinger berichtet: Wer zum Beispiel Biochemie oder Evolutionäre Anthropologie studiert, schließt das Studium derzeit genauso mit einem Master auf Science ab wie jemand, der den viersemestrigen Weiterbildungslehrgang zu ganzheitlichen Therapien absolviert. Für die Studierendenvertreter ein klares No-Go, wie die Vorsitzende Leokadia Grolmus sagt.
Leokadia Grolmus: Wir finden, dass es ein Ergänzungslehrgang sein kann, welcher jedoch nicht zusammengemengt werden sollte mit akademisierten Disziplinen und da finden wir, dass eine Fachhochschule schlicht und einfach nicht eigentlich der Ort für so einen Lehrgang ist, da dieser einfach nicht zu einer tertiären Bildungseinrichtung passt.
OE1: Den Vorwurf, wissenschaftlich nicht anerkannte Fächer zu unterrichten, weist Rektorin Bittner vehement zurück. Sie ist auch die akademische Leiterin der FH Campus Wien.
Bittner: Dieser Masterlehrgang passt sehr gut zu unserem Portfolio, weil wir ganz viele Gesundheitsberufe ausbilden, also Physio, Ergo, Gesundheits- und Krankenpflege usw. und die durchwegs zusätzlich zu ihrer akademischen Qualifikation auf Bachelorebene sich gerne auf Masterebene noch einmal weiterbilden indem Sie einen guten Überblick bekommen über die komplementärmedizinischen Methoden.
OE1: ganzheitliche Therapieformen und die sogenannte Salutogenese, die im Gegensatz zur Pathogenese nicht die Krankheit sondern die Erhaltung der Gesundheit in den Mittelpunkt stellt würden in Zukunft immer wichtiger werden meint Lehrgangsleiter Gerald Hubmann
G. Hubmann: Ich bin ja Schulmediziner und wir haben die Pathogenese von A bis Z gelernt und wir beschäftigen uns in unserem Beruf täglich mit den Kranken aber wir sollten uns auch mit der Gesundheit beschäftigen und das lehrt eben dieser Lehrgang das ist, sage ich, eine neue Denkweise, die wir vermitteln wollen.
OE1: Der Lehrgang sei mit der Wiener Internationalen Ganzheit Medizin Akademie, kurz GAMED, entwickelt worden, sagt Hubmann, deren Vizepräsident er selbst ist. Mehrere Lektorinnen und Lektoren scheinen sich aus diesem Umfeld zu rekrutieren. Für Inhalt und Qualität der Lehre sein die Hochschulen selbst verantwortlich, heißt es dazu aus dem Wissenschaftsministerium. Nach einer Gesetzesreform gäbe es ab dem Oktober 2023 eine bedingte Mitsprachemöglichkeit. Zitat: „Im Rahmen der externen Qualitätssicherung ist ein Ex-Post-Überprüfungsverfahren vorgesehen, wenn berechtigte Zweifel an der Qualität des jeweiligen Lehrgangs geäußert werden“. Auch mit dem Titel-Wirr-Warr soll ab 2023 Schluss sein. Der Master bleibt zwar, wer aber kein Studium, sondern einen Hochschullehrgang absolviert, muss dann die Buchstaben CE, „continuing education“, zu Deutsch Weiterbildung, dranhängen.